Unser kleines Geheimnis

Geheimnis, Schwangerschaft, Sternenkind
  • Trigger Warnung
    Heute wird es sehr persönlich. Wir haben uns so sehr gefreut und ich wollte es so gern verraten, unser kleines Geheimnis. Aber ich musste mich noch zusammenreißen und habe meinem Mann versprochen zu warten. Dann wollte ich es aus mich raus brüllen, wenn die Zeit gekommen wäre. Ich wollte schreien, lachen, weinen. Doch dann kam alles anders.
    Wie ich bereits erzählt habe wünsche ich mir sehnlichst ein drittes Kind und mein Mann hatte lange Zeit Bedenken, weswegen ich meinen Kinderwunsch beinahe schon begrub. Ich verstehe noch heute seine Bedenken, auch wenn ich es mit anderen Augen betrachte. Dann hat er im März 2017 gesagt, dass er jetzt so weit sei und wir sind gemeinsam um eine neue Kurve unseres Lebensweges gebogen. Wir waren gemeinsam bereit den Schritt mit einem weiteren Kind zu gehen und wollten unsere Familie vergrößern. Und was soll ich sagen? Was wollte ich sagen? Genau!

Unser Neujahrsgeschenk

Am 31.12.2017 hielt ich endlich einen positiven Test in der Hand.

schwangerschaftstest, positiv, schwanger

Ein ganz besonderes Geschenk zum Jahreswechsel. Ich konnte es kaum glauben! Ich war so überwältigt. So viele Tests habe ich in den letzten Monaten gemacht. Immer waren sie negativ und jetzt das! Ich habe vor Freude nach meinem Mann geschrien und muss sehr hysterisch geklungen haben. Ich habe geweint und unter schluchzen gesagt, dass wir erneut Eltern werden. Er nahm mich in den Arm. Starrte ungläubig auf den Test und fragte nur: „Hat es endlich geklappt?“ Ich konnte nur nicken und lachte los. Wir freuten uns und verbrachten dann ein wundervolles Silvester mit unseren Kindern und meinen Eltern. Unser kleines Geheimnis ließen wir unter meinem Herzen und behielten es für uns.

Schwangerschaftstest, positiv, schwanger
In den folgenden Tagen machte ich erneut einen Test, weil ich es nicht glauben konnte. Ich war so voller Freude. Ich war unglaublich glücklich und mir ist es mehr als schwer gefallen einfach nichts zu sagen.

Der erste Termin beim Frauenarzt

Dann am 08.01.2018 hatte ich einen Termin bei meinem Frauenarzt. Er bestätigte die Schwangerschaft und sagte, dass wir uns noch ein wenig gedulden müssten. Bis jetzt sähe man eine schöne Fruchthöle und einen Dottersack. Allerdings sähe man noch kein Herzschlag, aber das würde sicherlich bald kommen. Ich war noch sehr früh dran und da das Herz oft erst ab der 8. Woche schlagen gesehen wird, ist es nichts Ungewöhnliches. Bei meinen Mädchen war es sehr ähnlich. Ich musste die erste Blutabnahme machen und freute mich auf den folge Termin in Acht Tagen. Dann würde ich meinen Mutterpass bekommen.

So kam es dann auch.

Am 16.01.2018 hielt ich meinen Mutterpass in den Händen. Wir hatten einen wundervollen kräftigen Herzschlag und ich habe mich sofort in dieses kleine Wesen verliebt. Ich liebte es von dem Moment an. Ich glaube jede Mutter kann das nachvollziehen, wenn ich behaupte, dass die Liebe zu seinem Kind bereits vor dessen Geburt beginnt und niemals endet. Bei mir war es dieser besondere Moment. Dieser Moment, in dem ich auf dem Bildschirm sah, wie das Herz meines Kindes schlug. Ich bekam meinen Mutterpass und dann auch noch ein Beschäftigungsverbot ab sofort. Damit habe ich zwar gerechnet, weil ich Krankenschwester bin, aber es war schon merkwürdig den Schein in der Hand zu haben. Jetzt musste ich also zu meinem Arbeitgeber.

Beschäftigungsverbot

Meine Heimleitung war natürlich nur semi begeistert von meinen Neuigkeiten. Klar, dass verstehe ich sogar total. Da bricht plötzlich die Dauernachtwache aus dem Dienstplan raus und dass wohl für einen längeren Zeitraum. Dennoch brachte sie Freude für meinen Umstand mit. Nachdem ich dieses Gespräch hinter mir hatte bin ich auf allen Stationen gewesen um den Kollegen aus dem Tagdienst persönlich mitzuteilen, dass ich jetzt erst mal nicht mehr kommen würde. Ja es ist noch sehr früh, aber durch das Beschäftigungsverbot erfahren sie es eh. Und dann wollte ich es ihnen selber sagen.

Wir gratulieren Oma und Opa

Nachdem die Arbeit bescheid wusste, mussten wir es unseren Eltern sagen. Da sie Freunde haben, die auch in meinem Heim arbeiten, wollten wir nicht, dass unsere Eltern es ggf. über besagte Freunde erfahren. Also sagten wir es ihnen selbst und baten darum, dass wir es den anderen Mitgliedern der Familie und unseren Freunden erst nach der 12. Woche sagen wollten. Dafür hatten alle Eltern Verständnis und freuten sich mit uns.

Ich bin tatsächlich Schwanger

Ich hatte tatsächlich Schwangerschaftsanzeichen. Dass kannte ich absolut nicht von den Mädchen. Mir war Übel und ich habe regelmäßig Kreislaufprobleme gehabt. Ich habe mir sogar was gegen die Übelkeit verschreiben lassen müssen. Sodbrennen quälte mich auch und dennoch horchte ich immer wieder in mich rein. Ich wollte das Krümelchen am liebsten jetzt bereits spüren, was natürlich völlig unmöglich war. Aber ich ließ es mir nicht nehmen meinen Bauch zu streicheln und Krümel zu unterhalten, wenn ich allein war. Ich schmiss meinen ganzen Alltag um, schließlich hatte ich keinen Nachtdienst mehr und brachte ein neues System für mich ans laufen, wie ich mich und unseren Familienalltag strukturiere. Den Kindern sagten wir erst, dass ich frei hätte und dann erzählten wir ihnen, dass ich Urlaub hätte. Schließlich habe Mama ja an Weihnachten gearbeitet, als Papa Urlaub und die beiden ihre Ferien hatten. Das empfanden die beiden als logisch und nahmen es so hin. Noch wussten sie nichts vom Krümel. Wir wollten nämlich auch ihnen erst so spät wie möglich davon berichten. Man kann schließlich nie wissen.
Ich begann meine Kartons durchzusehen und mal zu lichten was ich alles noch hatte von den Mädchen. Es kam einiges zusammen. Da meine Hosen angefangen haben zu kneifen begab ich mich auf die Suche nach Umstandsbekleidung. Aber alles aus zweiter Hand. Ich habe auch begonnen mir Oberteile zu nähen. Einmal damit der Bauch nicht so eng sitzt und dann direkt mit Öffnungen fürs Stillen. Man denkt ja vorausschauend und so muss ich die Umstandsshirts nicht gleich nach der Entbindung verwerfen. Auch gewisse Dinge, die ich für den Krümel jetzt gerade sehr günstig, gebraucht, erstehen konnte begann ich langsam zu besorgen. Ich weiß ja nicht, ob ich später nochmal für die paar Euros drankomme. Aber es waren nur Kleinigkeiten. Schließlich warteten wir erst mal die ersten 12 Wochen ab.

Erstes großes Screening

Der 31.01.2018 kam und das erste große Screening stand an. Ich war ein wenig nervös und dennoch freute ich mich, den Krümel wieder sehen zu können. Mein Mann konnte nicht mit, aber das war nicht so schlimm. Ich brachte die Mädchen zur Schule und KiTa und fuhr dann zum Gynäkologen. Ich musste erst mal die obligatorische Urinprobe abgeben, dann hieß es Blutdruck messen und Gewicht ermitteln. Alles wurde in den Mutterpass eingetragen und dann wartet ich darauf, dass ich zum Frauenarzt konnte. Ich habe meine kleine Patentochter dabei und so verkürzte sich die Wartezeit. Ich hatte an dem Tag nämlich Babysitter- Dienst, da die Oma, die sonst das kleine Mädchen hütet, krank geworden ist. Aber ich mag die kleine ja und auch wenn es ihr beim Frauenarzt nicht sonderlich gut gefallen hat, haben wir zwei das Beste aus dem Termin gemacht.

Es geht los

Dann konnte ich zum Frauenarzt in den Untersuchungsraum gehen. Die Patentochter freute sich wenig darüber, aber ich mich dafür umso mehr. Ich entkleidete mich und begab mich zum Ultraschall. Der Arzt zeigte mir den Krümel. Die Arme, der Kopf und auch die Beine waren ersichtlich. Krümel sah nicht aus wie ein Gummibär, nein eher wie ein Hase… Ich strahlte und in mir machte sich ein warmes Gefühl breit. Ich liebe diesen Krümel- Hasen! Dann sagte der Arzt: „Wir sehen uns jetzt mal das Herz an“. Meine Patentochter protestierte vor sich hin und ich winkte ihr zu und sagte, dass sie noch ein wenig warten muss. Mein Arzt wurde still und wirkte nervös. Ich konzentrierte mich aber nicht auf ihn, sondern auf die kleine Dame.

Ein Schatten legt sich über mich

Dann hörte ich, wie sich mein Gynäkologe räuspert. „Frau Blaum? Frau Blaum!“ Ich drehte meinem Kopf von meiner Patentochter weg, blickte auf den Bildschirm vom Ultraschall, lächelte und sah dann zu meinem Arzt: „Ja?“. „Es tut mir leid, aber ich kann keinen Herzschlag finden“

Ultraschall

Was? Nein!

Ich hörte meine Patentochter nicht mehr, ich sah meinen Arzt nicht mehr. Ich sah auf den Bildschirm. Da war doch mein Krümel. Ich sehe Krümel, Hase, Krümel. Da die Arme und Beine und da der Kopf. Warum sagt er so etwas? „Ich kann keinen Herzschlag finden“ dröhnt es in meinem inneren. Immer wieder höre ich die Worte in mir hallen. Ich weiß nicht mehr, wie ich es geschafft habe aufzustehen und mich anzuziehen aber dann stehe ich mit dem Patenkind im Arm vor dem Arzt.

Ich blicke an mir herunter, bin definitiv angezogen und er gibt mir eine Einweisung für das Krankenhaus. Ich glaube ich sollte mich nach dem Eingriff bei ihm melden. Ich schaute mir meinen Mutterpass an und dort stand es jetzt auch noch schwarz auf weiß „missed abortion“. Ich weiß was das heißt. In der Ausbildung zur Krankenschwester hab ich das schon mal häufiger gelesen und gehört, aber jetzt steht es in meinem Mutterpass und dass begreife ich nicht. Dann gab der Arzt mir die Hand. Aber wovon er noch sprach? Ich wusste es in dem Moment nicht. In mir dröhnt es weiter „kein Herzschlag“.

Ich musste es meinem Mann sagen

Dann saß ich mit der kleinen Dame im Auto, wir fuhren zu uns nach Haus. Dort rief ich meinen Mann auf der Arbeit an und versuchte es ihm irgendwie zu sagen. Ich glaube ich sagte so etwas wie „Das Kind ist Tod, das Herz schlägt nicht“ Ich muss es geschafft haben ihm diese Worte deutlich zu vermitteln unter meinem schluchzen und schniefen, weil er bald bei mir war. Ich lief mit der kleinen auf dem Arm durch die Wohnung. Als mein Mann mich in den Arm nahm brachen die Dämme weiter auf. Wir hielten uns und ich weinte. Auch er verlor Tränen.

Zweite Meinung

Dann rief ich in der Gynäkologischen Ambulanz an und sagte Ihnen, was der Frauenarzt in meinen Mutterpass geschrieben hat. „missed abortion“ (das bedeutet verhaltene Fehlgeburt). Die Dame am Telefon sagte mir, dass wir sofort kommen sollten. Das taten wir auch. Wir nahmen die kleine mit und fuhren zur Ambulanz. Dort untersuchte man mich erneut und bestätigte nur den Befund. Ich sollte eine Kürettage (Ausschabung der Gebärmutter nach u.a Fehlgeburt) bekommen. Bereits in 2 Tagen. Wir arbeiteten uns durch einen Berg von Zetteln, die wir lesen und unterschreiben mussten. Vor allem da wir Zweibett- Privat- Chefarzt zusatzversichert sind. Meine Freundin holte ihre Tochter im Krankenhaus ab und erfuhr dort als erste, was passiert ist. Sie sagte nur, warum wir uns nicht vorher gemeldet hätten, dann hätte sie Feierabend gemacht und die kleine eher geholt. Aber ich wollte sie nicht enttäuschen und die Patentochter hat mir Kraft gegeben. Danach fuhren wir erst mal wieder nach Haus. In mir hallte es die ganze Zeit durchgehend „kein Herzschlag“.

Meine Welt zerbricht

Die Welt brach in dem Moment auf dem Stuhl des Gynäkologen unter mir weg. Mir glitt alles aus den Händen und seit dem Moment bin ich wie betäubt. Ich funktionierte. Aber in mir ist etwas zerbrochen. Immer wenn ich im Bett liege höre ich die Worte des Arztes. Mir laufen die Tränen und ich sehe Krümel auf dem Bildschirm. Wir haben über 9 Monate versucht ein Kind zu zeugen. Beinahe eine ganze Schwangerschaft lang und dann hielt ich diese Wunderbare Nachricht am 31.12.2017 in den Händen um genau einen Monat später zu erfahren, dass das Herz nicht mehr schlägt. Unser Krümel, unser Sternenkind, hatte am 02.02.2018 seinen Sternengeburtstag.


Es schmerzt weiter, aber das Leben geht auch weiter und unsere Mädchen geben uns die Kraft. Wir haben es ihnen nicht gesagt und wir werden es vorerst nicht machen. Mein Mann und ich halten uns und wir gehen weiter gemeinsam unseren Weg. Unseren Weg mit zwei gesunden Mädchen an der Hand und einem Stern im Herzen und wer weiß, vielleicht wird irgendwann doch eine dritte Hand an der unsrigen laufen. Denn wir haben noch nicht aufgegeben. Ja es war ein Schmerzhafter Niederschlag, der uns getroffen hat, dennoch waren wir uns nach einer Zeit der Verarbeitung einig, dass wir noch nicht aufhören möchten unseren Wunsch zu erfüllen und so hoffen wir auf ein Regenbogenkind. Unterschrift

2 Kommentare bei „Unser kleines Geheimnis“

  1. […] der Praxis haben. Natürlich versteh ich das, schöner wäre es aber anders. Vor 2 Jahren haben wir am Termin des ersten großen Screenings festgestellt, dass das Herz nicht mehr schlägt. Ich glaube daher […]

  2. Test 3.0

Schreibe einen Kommentar

*