Die besondere Hüfte – Idiopathische Coxa antetorta

Seit klein auf geht unsere Große irgendwie „anders“. Sie dreht die Beine irgendwie nach innen und läuft auch die Fußsohle nach innen abrollend in den Schuhen. Wir waren in Ihren ersten Lebensjahren, nachdem sie den aufrechten Gang machte im Sozialpädiatrischen- Zentrum (SPZ) beim Kinderorthopäden. Dieser sagte uns, dass dieses nach innen gedrehte Gehen bei Kleinkindern absolut normal sei. Die Große sei schnell gewachsen und durch das falsche sitzen (Beine nach hinten und den Pop dazwischen) wären die Bänder überdehnt. Wir sollten darauf achten, dass unser Kind im Schneidersitz säße und der Rest verwächst sich mit den Jahren. Das haben wir dann auch umgesetzt. Auch der Kindergarten hat mitgeholfen und so ließen wir es laufen.

Natürlich ist uns aufgefallen auf, dass unsere Tochter immer mal etwas anders lief, aber wir wussten ja, das liegt an den Bändern und verwächst sich.  Zudem sehen wir Ihren Gang täglich und irgendwann sieht man es einfach nicht mehr.

 

Dass unsere Tochter seit Ihrem 3. Lebensjahr tanzt ist ja bekannt. Jetzt kam vor geraumer Zeit die Tanzlehrerin und meinte, dass Ihr aufgefallen sei, dass sich die Große bei gewissen Übungen mehr anstrengen müsste. Sie habe das Gefühl, dass irgendetwas mit Ihrer Hüfte nicht okay sei. Dass sie einen etwas anderen Gang hat, sähe sie ja schon nicht mehr, aber da sei noch was anderes.

Also machte ich mal einen Termin beim Orthopäden. Der erste, genau der erste, Orthopäde sah mich im Vorgespräch schon recht schief an und wirkte, als wenn er mich als eine dieser Übermuttis abtäte, die das Kind bis zum umfallen fordern. Er untersuchte die große quasi nicht und abgesehen von seinem sagenhaften Röntgenblick, der besagte, dass alles okay sei, beeindruckte mich dieser Arzt auch nicht. Ich sagte dann der Tanzlehrerin, dass lt. Arzt angeblich alles okay sei. Diese verwies mich auf die Physiotherapeutin, mit der unsere Tanzschule zusammenarbeitet und dann sind wir dort hin. Die Physiotherapeutin sagte, nachdem sie das Kind auf den Kopf gestellt hat. Hier ertastete dort maß und den Gang begutachtete, dass definitiv irgendwas sei und sie die ein oder andere Vermutung habe. Sie verwies uns auf einen anderen Orthopäden und dort machte ich dann einen Termin für eine zweite Meinung. Dieser Termin war jetzt und endlich hat der „andere/ungewöhnliche/nach innen gedrehte Gang“ einen Namen! Es ist nämlich doch etwas da! Nachdem mein Kind genaustens betrachtet wurde und sich die familiäre Vorgeschichte (Ich hatte als Kind/ angehende Jugendliche eine so genannte Epiphyseolysis capitis femoris) angehört und hinterfragt wurde, der Arzt sich den Gang meiner Tochter angesehen hat und einige Rotationsbewegungen mit den Beinen durchgeführt hatte sowie ein Röntgenbild anordnete (eigentlich sogar vier), stand die Diagnose:

Idiopathische Coxa antetorta

Das bedeutet, dass der Antetorsionswinkel (der Winkel von der Schenkelhalsachse zum Schaft des Oberschenkelhalsknochens) deutlich vergrößert ist. Dies wiederum führt dazu, dass die Kinder, die davon Betroffen sind (Ungefähre Zahlen sagen etwas von 13%) einen nach innen gedrehten Gang haben. Dieser spitze Winkel entwickelt sich bereits im Mutterleib durch eine genetische Disposition. Diese genetische Veränderung führt dazu, dass das Becken den Oberschenkelshalsknochen nicht genügend „Überdacht“, wodurch sich dieser Kochen nach innen dreht.

In der Regel kommt es zu einer „Spontanheilung“ bei circa 90% der Betroffenen Kinder im Wachstum bis hin zur Pubertät. Man sollte demnach ein Auge darauf haben, ob sich das ganze „verwächst“ und Kontrollen mittels Röntgen wahrnehmen.

Alles an Behandlungsmethoden, die darauf ausgelegt sind, den nach innen rotierten Gang auszugleichen/ zu unterbinden sind Kontraproduktiv, weil diese Beinstellung aufgrund des Knochenwachstums und der nicht ausreichenden „Überdachung“ des Hüftkopfes durch das Becken erfolgt. Das bedeutet, dass weder eine Physiotherapie, eine Therapie mittels Medikamente oder orthopädietechnisch (Schuhsolen) nützlich sind.

Erst wenn sich nach der Pubertät der Winkel nicht verändert hat, es sich nicht „verwachsen“ hat und der Betroffene Beschwerden hat, kann man mittels Operation etwas machen.

 

Für uns bedeutet das, dass unser Kind völlig normal ist und einfach einen genetischen Defekt hat, der Sie nicht behindert. Laut Arzt kann unsere Große Ihren Sport weiter machen, sie sollte nur nicht unbedingt mit dem Marathon laufen beginnen. Dies sei ein wenig kontraproduktiv. Wir sollen, wenn sie 12 ist erneut zur Kontrolle mittels Röntgenaufnahme vorbei kommen und sonst einfach das Kind, Kind sein lassen. Es ist alles okay und sie hat keine Schmerzen. Wie sagte der Doktor?

„Die Große hat eine besondere Hüfte und einen dadurch resultierenden besonderen Gang. Die ein oder anderen könnten dies als befremdlich empfinden, weil es anders aussieht, aber es ist völlig okay. Die Große hat keine Behinderung, sondern einfach etwas ganz besonderes“

Quellen: 

unser Orthopäde

Physio-Wiki

Kinderorthopädie.de

Wikipedia 

Wikipedia

Gesundheit.de

 

4 Kommentare bei „Die besondere Hüfte – Idiopathische Coxa antetorta“

  1. Gerade bei der Kinderorthopädie macht es Sinn, wenn man sich eine zweite Meinung einholt. Die Doktoren sind ja auch nur Menschen. Wir sind mit unserem ganz zufrieden. Lieber einmal mehr zum Arzt, als später mit schlechten Träumen aufwachen.

  2. Liebe Katha,
    wie gut das ihr auf die Tanzleherin gehört habt und nicht auf diesen Quacksalber. Au man. Bei solchen Ärzten regt mich ja immer auf, dass der nach eurem Besuch wer weiss was abgerechnet haben wird und trotzdem sein Geld bekommt, obwohl er euch faktisch falsch/nicht beraten und untersucht hat. Grrr.

    Ich würde (solange deine Tochter keine Schmerzen hat) einfach abwarten wie sich das entwickelt. Eine OP würde ich erst in Betracht ziehen wenn so ziemlich ausgeschlossen ist, dass sich das noch von alleine regelt.

    1. Huhu,
      habe jetzt erst gesehen, dass du mir ein Kommentar hinterlassen hast.
      Ja es ist wirklich eine absolute Frechheit, das der erste Arzt sich fü seine inkompetente „Behandlung“ (wobei man dies nicht so benennen sollte) bezahlen lässt.
      Wir werden jetzt erst mal abwarten. Noch ist die Große absolut Schmerzfrei und nur minimalst, wenn überhaupt, eingeschränkt. Sie sieht beim Rennen einfach nur ein wenig anders aus, das war es aber auch. Eine OP kommt für uns nur maximal nur infrage, sollte sie irgendwann entweder Schmerzen haben oder Einschränkungen.
      Beste Grüße!

  3. Danke dir, liebe Katha, dass du das hier mit uns teilst. Meine Kleine läuft auch so komisch. Ich denke mit 4 ist man aus diesem Kleinkind-Cowboy-Laufen schon raus, also bei ihr ist es auch nochmal was anderes denke ich. Sie fällt auch relativ oft hin. Ich habe die Kinderärztin auch gefragt. Sie sagte da wäre nichts und das will die sehen nach einmal auf die Zehenspitzen-Stellen? Nun gut, wenn man da eh nichts machen kann und auch Einlagen nicht helfen, werde ich das einfach ruhen lassen. Ich denke eine OP ist ja auch ein Eingriff, der nicht sein, muss, solange es nicht um Leben und Tod geht. Also lassen wir unsere Kinder mit dem schiefen Gang Kinder sein!
    Liebe Grüße
    Ella

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